Bürger für Mühlheim e. V. © 2021
Kommunalwahl 2021 -
Thesenpapier: Stadtentwicklung
zum Nutzen der Bürgerinnen und
Bürger von Mühlheim - Kein
Wachstum um jeden Preis
Die Entwicklung der Stadt Mühlheim hat sich in erster Linie an den Interessen der
zurzeit hier lebenden Bevölkerung zu richten. Natürlich ist Mühlheim keine Insel
im Rhein-Main-Gebiet, aber es darf nicht alles einer stark wachsenden Stadt
Frankfurt untergeordnet werden.
Sicher sind weiter Neubauten erforderlich, insbesondere bezahlbarer Wohnraum
muss errichtet werden, damit sich nicht nur Spitzenverdiener vernünftige
Wohnungen leisten können. Dies muss auch durch die Wohnbau GmbH erfolgen und
kann z.B. entlang der Lämmerspieler Straße oder auf dem jetzigen Bauhofgelände
erfolgen.
Aktuell wird überall in der Stadt Mühlheim gebaut. Es findet eine Verdichtung
statt, wie wir sie bisher noch nicht erlebt haben. Mehrere Projekte mit jeweils
über 100 Wohneinheiten als Geschosswohnungsbau auf wenig Fläche werden
realisiert. Darüber entstehen aber auch an vielen Stellen neue
Geschosswohnungen wo bisher normale Ein- und Mehrfamilienhäuser gestanden
haben.
Diese Entwicklung verändert die Stadt Mühlheim grundlegend und nicht zum
Vorteil. Die bisherige Sozialstruktur und das Ortsbild werden zum Nachteil
verändert. Da geht es nicht nur um Parkplätze, die bei diesen Neubauten nicht in
ausreichender Anzahl verwirklicht werden und zu einer Parkplatzknappheit führen.
Die Wohnungen, die gerade gebaut werden, sind so hochpreisig, dass sie sich kaum
ein Mühlheimer leisten kann. Es findet ein Zuzug von Menschen in großer Zahl aus
der Region oder von noch weiter statt, die eine Zeitlang hier arbeiten und dann
wieder wegziehen. Eine Bindung zur Stadt Mühlheim besteht nicht mehr. Die kann
auch bei einem so schnellen Wachstum nicht funktionieren.
Die bestehende Infrastruktur wird durch stark ansteigende Bevölkerung überlastet.
Dies gilt z.B. für Straßen aber auch Kindertagesstätten oder Schulen.
Fehlentwicklungen, die durch zu schnelles Bauen und Verdichtung geschehen, sind
im Nachhinein nicht mehr zu korrigieren. Deshalb muss die Stadt durch ihr
Planungsrecht hier eingreifen. Falls die Wohnungspreise fallen, wie in der
Vergangenheit schon öfter geschehen, dann ist es sehr gut möglich, dass es gerade
in den verdichteten Geschosswohnungsbauten zu Leerstand kommt. Die
Sozialstruktur verschlechtert sich dann rapide und ganz schnell ist ein sozialer
Brennpunkt entstanden. Solche Entwicklungen kann man in Nachbarkommunen gut
beobachten.
Geplant ist aber nicht nur die innerstädtische Verdichtung, sondern auch die
Erschließung eines großen neuen Baugebietes. Geht es nach den Plänen des
hessischen Wirtschaftsministeriums unter Minister Al-Wazir (Grüne), dann soll im
Augenwaldgebiet zwischen Anton-Dey-Straße, Offenbacher Stadtgrenze und
Bahnlinie ein neuer Stadtteil entstehen. Auf den 60 ha sollen in verdichteter
Bebauung 12.000 Menschen angesiedelt werden.
Dies bedeutet einen Bevölkerungszuwachs der Stadt Mühlheim um annähernd 50%!
Das diese Entwicklung in erster Linie der Region dienen soll und nicht den
Mühlheimerinnen und Mühlheimer macht schon die Anzahl der Menschen klar.
Selbst Grundbesitzern dürfen sich nicht zu sehr freuen, denn durch die heutige
Wertumlegung wird ein Großteil des Wertzuwachses abgeschöpft.
Der große Flächenverbrauch wird von uns abgelehnt. Das Gebiet ist
Frischluftschneise im Westen der Stadt, eine dichte Bebauung wird das Klima in
Mühlheim nachteilig verschlechtern. Die Trinkwasserbrunnen der Stadt haben ihren
Einzugsbereich im Augenwaldgebiet, der dann zugebaut wird. Nicht zuletzt ist die
halboffene Landschaft ein ökologisch wertvolles Areal und dient auch der
Naherholung.
Die bestehenden Straßen werden überlastet, neben der Anton-Dey-Straße und der
Friedensstraße ist auch die Ulmenstraße eine wesentliche Erschließungsstraße mit
stark zunehmendem Verkehr.
Es ist nicht zu erwarten, dass sich ein solcher neuer Stadtteil entwickelt, wie die
bestehende soziale Struktur in den einzelnen Ortsteilen von Mühlheim.
Hier soll ein Wohngebiet für die Stadt Frankfurt entstehen, das nicht einmal in
einer Generation eine Bindung zur Stadt und sowas wie ein Gefühl von Heimat
entwickeln wird. Da selbst in Frankfurt solche neuen Stadtteile nicht zu
verwirklichen sind, siehe das Projekt „Josefstadt“, soll jetzt das Umland dafür
herhalten.
Die Koalition aus SPD und CDU vermeidet sich zu den Plänen zu äußern, selbst die
Grünen halten sich bedeckt. Die Pläne kommen ja aus dem grünen
Wirtschaftsministerium. Offensichtlich fürchtet man sich, die eigene Meinung zu
sagen. Wir gehen fest davon aus, dass nach der Kommunalwahl SPD und CDU das
Projekt Augenwald vorantreiben wollen. Vorher will man es aber nicht laut sagen.
Wir fordern deshalb:
1.
Die Stadt Mühlheim muss ihre Stadtentwicklung wieder selbst gestalten.
2.
Keine Bebauung des Augenwaldgebietes.
3.
Erhaltung der bestehenden gewachsenen Siedlungsstruktur in Mühlheim,
wenn nötig durch neue Bebauungspläne.
4.
Moderates Wachstum der Stadt, um die bestehende Infrastruktur nicht zu
überlasten.
5.
Errichtung von bezahlbarem Wohnraum für Mühlheimerinnen und
Mühlheimer.